"Ich kann nicht meditieren!"
- Nicole Buddenahalli
- 10. Okt. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Was wir tun können, um unseren Geist und unseren Körper
auf die Meditation vorzubereiten.

Ich höre es immer wieder, dass Leute zu mir sagen: Ach, du unterrichtest Meditation, das ist nichts für mich. Ich kann nicht meditieren!"
Diese Leute liegen gar nicht so falsch mit ihrer Aussage. Generell "kann" es natürlich jeder, das Meditieren, aber bei vielen Menschen benötigt es einige Vorbereitung, um den Geist und den Körper in die Stille hinein führen zu können.
Nicht ohne Grund hat vor ungefähr 5000 Jahren der Weise Patanjali das Yoga-Sutra geschrieben. Er wusste um unseren unruhigen Geist und wie leicht das menschliche Unterbewusstein konditioniert werden kann, vor allem durch Traumata.
Aus diesem Grund schrieb er eine Schritt-für-Schritt Anleitung mit deren Hilfe man Geist und Körper dekonditionieren kann. Patanjali wusste damals schon, dass ganz viel unseres Traumas in unserem Körper gespeichert ist und nur über Körperarbeit und Atemübungen wieder gelöst werden kann.
So lange wir unseren Geist und unseren Körper beschäftigt halten, so lange kommen wir auch nicht, oder eher selten, in Kontakt mit unserem Schmerz. Man kann sich das so vorstellen, dass da 2 Energien, Frequenzen am arbeiten sind. Einmal die Frequenz des Schmerzes, welche tief in unseren Zellen sitzt, dann ist da die Frequenz, die wir erzeugen, wenn wir uns beschäftig halten, diese legt sich quasi wie eine Decke über die Frequenz des Schmerzes. Oder man kann es sich wie laute Musik vorstellen, die man spielt, damit man andere Geräusche in seiner Umgebung nicht wahrnehmen muss.
Nehmen wir aber diese laute Musik oder Decke weg, setzen uns hin, gehen in die Stille, dann ist da zunächst aber gar keine Stille, sondern die Stimmen unseres Schmerzes, die nun gehört werden möchten. Das irritiert uns, wir werden unruhig, vielleicht sogar gereizt und versuchen, uns so schnell wie möglich wieder abzulenken. Und unser Körper, den wir jahrelang darauf trainiert haben, mit einem hohen Level an Stresshormonen zu funktionieren, fühlt sich dann wie auf Entzug von diesen Hormonen an, wenn wir anfangen in der Stille zu sitzen. Unsere Gesellschaft lebt in einem ständigen Kampf-Flucht Zustand.
Patanjali studierte die Menschen und hat für dieses "Problem" den 8-gliedrigen Pfad des Ashtanga Yoga´s verfasst.
Hier nun die einzelnen Schritte die uns helfen sollen, den Körper wieder ein eine hormonelle Balance zu bringen so dass der Geist in die Stille der Seele eintauchen kann: (die Namen der einzelnen Schritte sind in Sanskrit geschrieben)
Yamas, der Umgang mit der äusseren Welt
Dazu gehören Gewaltlosigkeit, Zügelung von Begierde, Wahrhaftigkeit, nicht stehlen und sich auf das richtige Maß konzenzentrieren.
Niyamas, der Umgang mit sich selbst
Dazu gehören Reinheit, Zufriedenheit, Disziplin, innere Arbeit/Selbsterforschung und die Hingabe an eine höhere Kraft.
Asana, die Körperübungen
Pranayama, die Atemübungen
Das sind rhythmische Atemübungen, um die Atemmuster, die man im Stress hat, zu durchbrechen. Jeder emotionale Zustand hat sein ganz eigenes Atemmuster.
Pratyahara, Rückzug der Sinne
Sich einen ruhigen Ort suchen, die Aufmerksamkeit nach Innen bringen.
Dharana, Konzentration
Den Geist nicht umherwandeln lassen und nach Unterhaltung/Ablenkung suchen, damit der Körper nicht wieder seinen gewohnten "Schuss" an Stresshormonen bekommt.
Dyhana, Meditation
Dieser Schritt ist möglich, wenn man die oben genannten, nötigen Vorbereitungen getroffen hat.
Samadhi, frei werden von den Konditionierungen und Verhaltensmustern, die aus Traumata entstanden sind. Identifikation mit dem "wahren" Selbst.
Vielleicht erkennst du in diesen Schritten ja schon das Muster, das uns hilft, zur Ruhe zu kommen und das Muster, das uns eher unruhig und unausgeglichen sein lässt.
Negatives Verhalten wie lügen, stehlen und gewalttätig sein (nicht nur körperlich, man kann auch in Gedanken gewalttätig sein) hat eine sehr niedrige Schwingung und bringt Unruhe in unseren Geist und unser Leben. Dieses Verhalten erzeugt Stresshormone in unserem Körper. Genau genommen, schaden wir in erster Linie uns selbst und unserer Gesundheit mit diesem Verhalten.
Wohingegen posities Verhalten wie Reinheit (auch innere Reinheit - positives Denken), Zufriedenheit und Disziplin eine höhere und kohärente Schwingung haben, dies wirkt sich auch auf unseren Geist und unseren Hormonhaushalt aus. Der Körper kommt in einen Zustand der Homöostase.
Die Asanas, Körperübungen, zielen konkret auf die im Körper gespeicherten Traumata ab. Bei Interesse an dem Thema "Körper und Trauma" empfehle ich die Bücher von Peter Levine zu lesen, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Traumatherapie mit Hilfe von Körperarbeit.
Die Atemübungen sollte man generell vor jeder Meditation machen, um das Atemmuster, das man in Stresssituationen hat, zu durchbrechen. Die Einatmung ist in diesen Situationen kürzer als die Ausatmung. Atmet man jedoch gleichmässig ein und aus, so gelangt mehr Sauerstoff in die Lungen und der Vagus-Nerv, welcher "Fühler" in den Lungen hat, interpretiert den höheren Sauerstoffgehalt als eine stressfreie und sichere Situation. Der Körper entspannt sich.
Wie du siehst, gibt es viele Gründe, warum du zur Zeit einfach noch nicht meditieren kannst. Mit Hilfe dieser Schritte kannst du aber deinen Geist und einen Körper auf die Meditation vorbereiten und mit viel Geduld und Selbstliebe findest du dadurch mehr und mehr zu deinem eigentlichen Wesen, weg von den Verhaltensmustern und Glaubenssätzen, die aufgrund von Traumata entstanden sind. Dein Körper lernt, sich wieder sicher zu fühlen und loszulassen.
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